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Suche nach Sparmöglichkeiten beim Schulcampus

Der "besondere Ausschuss" tagte im neuen Don-Bosco Kindergarten

Eine kiloschwere Vorlage hatten die Mitglieder des besonderen Ausschusses Schulcampus am Samstag durchzuackern – sofern sie die ausgedruckte Version vor sich hatten. Die meisten arbeiten allerdings bekanntlich digital und papierlos. Die Hoffnung war, dank der Unterlagen und der berichte der Fachleute Einsparmöglichkeiten für das Millionenprojekt zu finden. Und, tatsächlich, es gibt Möglichkeiten.

Schramberg. Zum öffentlichen Teil hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr am Samstagmorgen im Don-Bosco-Kindergarten auch die Schulleiter der Erhard-Junghans-Schule und der Peter- Meyer-Schule sowie die Elternvertretungen begrüßt.

Trotz zusätzlicher Klassenzimmer kein größeres Gebäude

Architekt Stefan Kamm berichtete, wie sein Büro die Kosten gedrückt hat: Die gewünschten zusätzlichen Klassenzimmer erreiche man ohne Erweiterung der Flächen. Architektin Kalliopi Gkeka ergänzte, man habe in einigen Bereichen die Raumhöhen gesenkt. Durch den Verzicht auf Schalträume habe man die zusätzlichen Klassenzimmer für eine fünfzügige Verbundschule und die zusätzlichen kassenräume für die Peter-Meyer-Schule gewonnen. Auch bei den Treppenhäusern geben es Anpassungen, um Kosten zu sparen.

So stellen sich die Planer die Klassenzimmer vor. Foto: him

Kamm berichtete von Einsparmöglichkeiten bei der Materialwahl. So werde Fichte statt Weißtanne verwendet. An manchen Stellen setze man Gipsplatten ein. Es werde keine geschlossenen Decken geben. Statt der ursprünglich geplanten zentralen Lüftung würden die Klassenzimmer dezentral be- und entlüftet.

Die Leistungsphase 2, die Vorplanung also, sei abgeschlossen. Um die nächste Phase, die Entwurfsplanung, angehen zu können, brauche sein Büro die Fachplaner für den Brandschutz und die Bauphysik. Bis April könne dann diese dritte Phase abgeschlossen sein.

Kamm rechnet damit, dass die Abbruchkosten um eine Million niedriger ausfallen werden und etwa 1,5 Millionen Euro betragen werden. Auch bei den Planungskosten geht er von drei Millionen weniger und dann etwa sieben Millionen Euro aus.

Der Schulcampus im Modell. Foto: him

Heizung Sanitär Lüftung

Der Planer Dujakowicz vom Büro André Schwarz aus Villingen-Schwenningen stellte die Kosten für Sanitär-Heizung Lüftung und Regelungstechnik vor. Das Schulgebäude selbst werde über eine Luftwärmepumpe vom Dach her beheizt. Die sei „die optimale Lösung“. Über die Fußbodenheizung kann im Sommer die Raumtemperatur auch etwas abgesenkt werden.

Im Keller des Gebäudes werde eine Holzpelletheizung eingebaut. Diese soll aber nicht die Schule, sondern die Karl-Diehl-Halle und das Schloss versorgen. Die Klassenzimmer bekommen jeweils eine eigene Lüftung. Die übrigen Räume wie Flure, Technikräume und Treppenhäuser werden zentral ent- und belüftet.

Bisher werde die Halle und das Schloss über eine Fernwärmeleitung von der Graf-von-Bissingen-Schule aus beheizt. Diese Heizung werde wegfallen. Deshalb plane man eine neue Heizung im Neubau ein. Für die Übergangszeit brauche man eine mobile Heizzentrale, die mit Öl betrieben werde.

Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) erkundigte sich, ob man nicht auch zwei Klassenzimmer gemeinsam belüften könnte. Das brächte keine Einsparung, so der Fachmann. Es mache auch keinen Sinn eine weniger gute Lüftung einzuplanen, erklärte der städtische Planer Thomas Müller. Dann würden häufiger die Fenster geöffnet und es ginge Wärme verloren.

Jürgen Reuter (Aktive Bürger) fragte nach dem Lärmproblem bei einer Wärmepumpe auf dem Dach. Da seien die Anlagen deutlich besser geworden, versicherte der Fachmann Dujakowicz. Ein von Reuter vorgeschlagenes Blockheizkraftwerk für die Heizung sei nur dann effektiv, wenn es ständig läuft.

Pellets oder Erdgas?

Diskutiert haben die Rätinnen und Räte auch über die Fernwärmeversorgung und die Pellets. Nach Ansicht der Fachleute wäre die kostengünstigste Lösung tatsächlich die Erneuerung der Fernwärmeversorgung und der Einbau der Pelletsheizung in den neuen Schulkomplex.

Gegen Erdgas spräche die kommunale Wärmeplanung und der Zwang auf regenerative Energien umzusteigen, so Müller. Ralf Rückert (Freie/Neue Liste) möchte, dass die Verwaltung prüft, ob für Halle und Schloss nicht auch dezentrale Wärmepumpen eine Möglichkeit wären. Das könnte günstiger sein, als die bisherige Fernwärme.

Pläne zu spät

Clemens Maurer (CDU) kritisierte, dass die Stadt die neuen Pläne zum wiederholten Mal nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt habe „Eine Vorbereitung entfällt so.“ Eisenlohr verwies darauf, dass ein Gespräch im Regierungspräsidium erst am 5. November zustande gekommen sei. Da seien die Unterlagen schon versandt gewesen.

Elektroplanung mit PV auf dem Dach

Planer Oliver Reizner vom Büro Schnell Ingenieure Tuttlingen stellte die Elektroplanung vor. Dabei soll das Gebäude über zwei zentralen versorgt werden. Auf dem Dach könnte man 455 PV-Module installieren mit einer Leistung von gut 200 KW/Peak. Dabei sollte die Schule möglichst viel Strom selbst verbrauchen. Möglich wäre auch einen kleinen Speicher einzubauen, um auch nachts eigenen Strom für die Lüftung beispielsweise einsetzen zu können. Man könne auch auf die gesetzlich vorgeschrieben 60 Prozent Dachbelegung reduzieren, wenn man sparen wolle, so Reizner.

Die Elektroplanung für ein Klassenzimmer. Foto: him

Ob es möglich wäre, statt zwei Zentralen nur eine einzurichten, fragte Witkowski. Dann wären die Leitungswege zu lang, erwiderte Reizner. „Deshalb haben wie das geteilt.“ Ihr Fraktionskollege Guido Neudeck fragte, ob man die PV-Anlage gegebenenfalls von 60 auf 100 Prozent erweitern könne, wenn wieder mehr Geld in der Kasse sei. Das ginge, dann müsse man aber mehr Strom einkaufen, so Reizner. Eisenlohr versprach, die Stadt werde das berechnen lassen.

Tragwerksplanung

Zur Tragwerksplanung war Jürgen Helber vom Büro Helber und Ruff Tragwerksplanung aus Ludwigsburg angereist. Einzige Einsparmöglichkeit wäre, bei den Holzdeckenbalken etwas abzuspecken. Da gebe es allerdings eine Schwingungsproblematik. Besonders bei Bildschirmarbeitsplätzen sei das spürbar. Helber sah hier „keine großen Einsparmöglichkeiten“.

Architekt Kamm verwies auf die große Zahl an vorgefertigten Holzelementen, die man für den Schulcampus vorsehe. Dadurch ließen sich günstigere Preise erreichen.

Schulhof noch verbesserungsbedürftig

Kontroverser diskutiert hat das Gremium über die Außenanlagen mit dem Schulhof. Stefan Bitter aus Mainz vom Büro AO Landschaftsarchitekten ging auf das Problem des Höhenunterschieds von acht bis zehn Metern im Gelände ein. Nach seiner Planung werde der Schulhof etwa 3300 Quadratmeter Fläche haben. Vorgeschrieben seien drei Quadratmeter pro Schüler, demnach etwa 3000 Quadratmeter.

Vor dem Schulgebäude plant er einen Bereich mit Sitzmöglichkeiten und farbigem Asphalt. Neben der Schule wäre eine große Spielfläche und Terrassen mit Sitzmöglichkeiten geplant. Im oberen Bereich könnten ein Schulgarten und ein „Grünes Klassenzimmer“ entstehen.

Stefan Bitter erläutert die Außenanlagenplanung. Foto: him

Einsparmöglichkeiten sieht er beim farbigen Asphalt und bei den Sitzgelegenheiten, wenn man auf Holzauflagen verzichte. Ein Bereich hinter der Schule am Hang sei erforderlich, um die vorgeschrieben Größe zu erreichen.

Die Schulleiterin Witkowski war mit dem Schulhofkonzept noch nicht einverstanden. Gerade der Bereich hinter dem Schulgebäude sei „aufsichtstechnisch ein Problem“.  Auch fehlte ihr ein Bereich für die Grundschulkinder der Peter-Meyer-Schule.

Rückert erkundigte sich nach dem Lärmproblem für die Anwohner. Wenn der große Platz asphaltiert werde, mache das Sportunterricht dort unmöglich. Er verwies auf eine hohe Sportflächenförderung bis zu 90 Prozent.

Da schon bisher an dieser Stelle eine Schule steht, sei der Lärmschutz mit den Behörden geklärt, so Bitter. Zu einem Tartanbelag meinte er, der sei eben teuer.

Der Blick von der Seite zeigt das Hangproblem. Foto: him

Ausführlich beriet der Ausschuss auch über das Mobilitätskonzept und den möglichen Standort für ein Parkhaus. Auch berichtete die Verwaltung über den Stand der Kosten und der Zuschüsse. Wir werden darüber noch gesondert berichten.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.
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